Unter Grünfutter werden alle grünen Pflanzenteile zusammengefasst. Gemeint sind vor allem Kräuter wie Löwenzahn, Kohldistel, Beifuß, Kamille, Ackerminze, auch Küchenkräuter wie Petersilie, Basilikum, ebenfalls Blumen (mit Blüten) wie Sonnenblumen, Ringelblumen, Gänseblümchen. Blätter von Bäumen und Sträuchern (Haselnuss, Birke, Apfel, Johannisbeere), sowie Kraut und Blätter von Kulturpflanzen (ungedüngt, Bio oder aus eigenem Garten, ansonsten zumindest gründlich abwaschen!) wie Möhrenkraut, Fenchelgrün, Kohlrabiblätter und natürlich verschiedene Gräser, sowie grüne Getreidehalme.
Grünfutter liefert dem Kaninchen vor allem Kohlenhydrate, Fette (in Form von Samen), Eiweiße, Mineralien, Vitamine und natürlich jede Menge Abwechslung auf dem Speiseplan. Gesunde Kaninchen dürfen sich an Grünfutter satt fressen, es darf und sollte zur freien Aufnahme angeboten werden.
Wer im Sommer die Möglichkeit hat, sollte täglich frisch gepflücktes Grünfutter oder durchgehend Auslauf auf Wiesen anbieten. Auch Stadtmenschen ohne Naturanbindung können so einiges an Grünfutter im Supermarkt finden, aber bitte nicht die matschigen Reste aus der Grünfuttertonne verfüttern, unsere Kaninchen sind keine Abfalleimer. Achten Sie auch bei Kohlrabiblättern, Möhrengrün und anderen Grünpflanzen aus dem Supermarkt darauf, dass sie frisch und sauber sind. Stellen Sie Kohlrabiblätter und Möhrengrün vor dem Verfüttern eine Weile ins Wasser, dann sind sie frischer.
Bei starker Grünfütterung geht die Heuaufnahme mitunter stark zurück, manche Kaninchen nehmen dann kein Heu mehr auf. Das ist nicht weiter bedenklich, es sollte aber trotzdem immer Heu angeboten werden.
Nasses Grünfutter für Kleintere?
Eine Frage die wir häufiger bekommen: "Warum dürfen Kaninchen, Meerschweinchen und andere Kleintiere kein nasses Gras, kein feuchtes Gemüse, kein Futter von taunassen Wiesen - wenn sie aber gleichzeitig immer eine Tränke haben dürfen?"
Überall im Internet und in Büchern ist nachzulesen, dass feuchtes Gras und da vor allem taunasses Gras für Verdauungsprobleme sorgt - aber ist das wirklich so? Und warum ist es dann aber nicht gefährlich, wenn die Tiere durchgehend eine Tränke zur Verfügung haben, trockenes Gras und Tränke müssten dann doch auch für Verdauungsprobleme sorgen wenn die Tiere zusätzlich trinken?
Die alte Bauernregeln und Tipps, dass feuchtes Gras die Tiere krank macht, beruhen schlicht auf einer eher ungenauen Beobachtung der Tiere.
Die Beobachtung die gemacht wurde ist folgende: "Gibt man Pflanzenfressern am Morgen taunasses Gras, dann bekommen sie Aufgasungen und Durchfall. Führt man also ein Pferd am Morgen direkt auf die taunasse Wiese, kommt es schnell zu Koliken, lässt man Kaninchen und Meerschweinchen am Morgen zum Grasen auf die Wiese, kommt es ebenfalls zu Darmproblemen." Allerdings besagt die Regel auch: "Sind die Tiere an die feuchten Wiesen gewöhnt, passiert gar nichts, wenn sie durchgehend auf der Wiese stehen, dann bleiben sie gesund.".... wie ist das zu erklären?
Die Antwort ist einfach: "Der Grund für die Darmprobleme ist nicht das feuchte Gras allein, sondern eine Kombination aus feuchtem Gras und "leerem Magen" oder "überfülltem Magen"."
Bei der üblichen Stallhaltung von Kleintieren wie Kaninchen und Meerschweinchen ist es so, dass sie am Abend die letzte Fütterung bekommen. Am Morgen haben die Tiere normalerweise über 12 Stunden keine frische Mahlzeit bekommen und sind dementsprechend ausgehungert. Sogar die Heuraufen sind meist leer gefressen oder enthalten nur noch Heureste, die kein Tier zum Fressen animieren. Wenn der Halter die Kaninchen/Meerschweinchen dann ohne Vorbereitung auf der Wiese laufen lässt oder ihnen frisch gerupftes und damit auch normalerweise taunasses Gras gibt, überfressen sich die Tiere schnell und massiv. Sie haben Heißhunger, dazu einen eher leeren Darm, in dem sich kaum Rohfaser befindet und eine langsame Verdauung. Durch die so verlangsamte Verdauung, die fehlende Rohfaser und dadurch, dass wegen dem Heißhunger viel Futter auf einmal aufgenommen wird und im Magen/Darm regelrecht zusammen klumpt, kommt es dort zu Aufgasungen. Durch die Flüssigkeit erhitzt das Grünfutter im Darm zusätzlich (Wasser ist ein guter Wärmeleiter). Also: matschiges, sehr feuchtes Grünfutter fängt schneller an zu gären. Wird es im Darm nicht durch Rohfaser zerrieben und schnell durch den Darm transportiert, verklumpt das Futter und es bilden sich an diesen Stellen gefährliche Gasblasen im Darm. Dazu kommt häufig noch, dass die Wiesen dann besonders feucht sind, wenn es am Morgen noch kühl ist. Wird es wärmer, verschwindet auch der Tau auf den Wiesen. Ist das Grünfutter aber noch sehr kühl beim Verzehr, kann auch das Durchfall durch Magen-/Darmreizungen begünstigen. Ebenfalls problematisch: wird am Morgen vor dem Gras oder am Abend ein voller Trockenfutternapf gereicht. Das Trockenfutter verklumpt ebenfalls im Magen, kommt dann feuchtes Gras auf diese Trockenfutterklumpen drauf, kommt es zur Verstopfung und ebenfalls auch zur Aufgasung. Bekommen Kleintiere am Morgen erstmal eine ordentliche Portion frisches Heu und danach ein kleines Gemüseleckerchen, dann dürfen diese Tiere anschließend, wenn sie nicht mehr so heißhungrig sind und sich ausreichend Rohfaser im Darm befindet, auch auf der taunassen Wiese grasen. Tiere, die durchgehend Zugang zur Wiese haben bekommen natürlich kaum Heißhunger auf das Grünfutter, sie fressen durchgehend. Diese Tiere benötigen, wenn ihnen eine hochwertige Mischwiese zur Verfügung steht, nicht einmal zusätzliches Heu um ihre Verdauung zu regulieren. Das frische Grün wird so gleichmäßig aufgenommen und durch den Darm transportiert, dass es nicht zu Klumpenbildung oder Verstopfungen kommt. Wird das Gras gepflückt, fängt es unmittelbar nach dem Pflücken an zu gären. Deshalb sollten immer nur kleine Portionen Gras gepflückt und angeboten werden. Das Gras sollte dabei auf keinen Fall kurz gemäht werden oder aufgehäuft angeboten werden - es sollte möglichst langstielig gepflückt werden und muss gut im Gehege verteilt werden und ausgefächert werden, damit viel Luft dran kommt, damit das Gras trocknet und nicht anfängt zu gären.
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